Buchtipp: Die Leitplanken meines Lebens

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Hinweis:
Die Sonderausgabe WALNUSSblatt Nr. 8 mit Dr. Martin Friedrichs Beitrag kann auch hier als PDF Datei gelesen und heruntergeladen werden:

Auszug WALNUSSblatt Nr. 8 – Martin Friedrich

Dieses Buch richtet sich an Menschen, die Schwierigkeiten im Verständnis und im Umgang mit Gott, dem Nächsten und mit sich selbst haben und dadurch häufig mit Konflikten leben.

Es möchte ermutigen, die eigene Perspektive zu überdenken und mit einem veränderten „Blickwinkel“ die Dinge in einem liebevollen Licht zu sehen. „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit all deiner Kraft und mit deinem ganzen Verstand. Und auch deinen Nächsten sollst du so lieben wie dich selbst.“ (Markus 10:27). Darauf begründet sich die Idee zum Buch. Es werden Bibelstellen angeführt, Gleichnisse ausgelegt und Berichte präsentiert, die dem Leser einen liebenden, fürsorglichen und großmütigen göttlichen Vater im Himmel vor Augen führen, um ihn in besonderer Weise dem Leser lieb zu machen. Ziel des Buches ist, die Leser zum Nachdenken über die eigene Liebesfähigkeit einzuladen, unterschwellige Gefühle bewußt zu machen und zum Austausch mit anderen Menschen zu motivieren. Der Inhalt des Buches beschreibt zunächst den persönlichen Erfahrungsraum und die Suche nach dem, was letztendlich trägt. Weiterhin wird das universelle Gebot der Liebe im säkularen Kontext betrachtet sowie die Schwierigkeiten erläutert, wenn versucht wird, es ohne göttliche Hilfe aus- zu üben. Als Leitplanken werden anschließend kapitelweise die einzelnen Aufforderungen dargestellt: Gott, den Nächsten und sich selbst zu lieben.

Wenn wir uns nach Gottes Liebe ausstrecken, bekommen wir Kontakt zur Quelle. Wir werden erfüllt und können uns uns selbst und anderen liebevoll und urteilsfrei zuwenden. Aus eigenem Antrieb werden wir zwar selbst nicht wirklich fähig sein, unseren Feinden zu vergeben, geschweige denn, diese zu lieben. Aber indem wir dem Wesen Gottes immer mehr Raum in unserem Leben einräumen und mit IHM unsere Gedanken und Gefühle beobachten, können wir es zulassen, den selbst entwickelten Hass, die eigenen Verletzungen und die erlebten Ungerechtigkeiten an IHN abzugeben und den geführten Prozeß der Heilung und Vergebung einzuschlagen.

Das Gegenüber ist immer nur ein Spiegel meiner selbst und zeigt mir lediglich meine eigenen Defizite bzw. deren Varianten auf. Folglich hat das, was mich an dem anderen stört, stets mit mir selbst zu tun und wartet nur darauf gesehen, angenommen und vergeben zu werden. Tue ich dieses allerdings ohne Gottes helfenden Beistand, wird die Heilung und Vergebung nur ein Lippenbekenntnis sein. In Wahrheit handelt es sich meist um eine abgedeckte Wunde, die unter der Oberfläche gehörig entzündet ist und eitert. Unter Stress platzt diese scheinbar verheilte Wunde wieder auf, das ganze Ausmaß der verdrängten Verletzung bricht hervor,

spritzt wie wild um sich und man besudelt sich und meistens den anderen mit. Beides ist gleichermaßen problematisch. Ein oberflächlicher Frieden hinterlässt immer noch genügend grollendes Potential, was darauf wartet, in einer geeigneten Situation wieder von der Leine gelassen zu werden. Menschen, die dazu neigen, nachtragend zu sein, wohnt ein hohes Potential inne, zu verbittern und sich und andere dauerhaft als Last zu beschweren.

Den Nächsten zu lieben, bedingt zuallererst, mit sich selbst im Reinen zu sein. Ist dem so, treten weder Helfersyndrom noch Opferrolle oder Narzissmus zu Tage. In der Ersten Hilfe geht die eigene Absicherung der Hilfe für den Verunfallten voraus. Wenn ich mich z. B. in ein mit Kohlenstoffdioxid geflutetes Silo ohne Atemgerät begebe, um jemanden zu bergen, laufe ich höchste Gefahr, bei meiner Rettungsaktion selbst zu ersticken. Wie will ich der in Not geratenen Person dann noch helfen?

Ich darf immer meine eigenen Bedürfnisse und Grenzen im Blick behalten, wenn ich dem Nächsten helfe oder beistehe. Etwas aus Widerwillen zu tun, nur weil es mir einmal eingebläut wurde, erzeugt Unfrieden in mir und langfristig auch Unfrieden bei meinem Nächsten.

Auch einmal nein sagen zu können, ist die Grundvoraussetzung, dass ich langfristig gesehen nicht selbst ausbrenne und chronisch gekränkt bin.

Stimmt die Balance zwischen Selbstliebe und Nächstenliebe, ist es geradezu ein Glücksgefühl, in SEINEM Namen zu wirken und Gutes tun zu dürfen. Ohne sich dabei zu verausgaben oder selbst aufzugeben, ohne Preise gewinnen zu wollen oder andere Hintergedanken sind wir in SEINER Gegenwart in einem unbeschreiblichen Frieden geborgen, der alle menschliche Vorstellungskraft übersteigt. Wenn wir in SEINEM Namen geben, werden wir wiederum empfangen. Wenn ich auf die Führung durch den Heiligen Geist vertraue, dann finde ich gewiss meinen Nächsten, ganz gleich ob in der Familie, unter den Verwandten oder Freunden, Nachbarn, Gemeindegliedern, Bekannten, Kollegen oder Geschäftspartnern. Hin und wieder ist es aber auch der unbekannte Bedürftige, welcher auf der Straße meinen Weg kreuzt oder zu dem mich die zarte Stimme im Inneren lotst.

Vor einiger Zeit wurde ich mit einer sehr eindrücklichen Begegnung beschenkt, die sich am Mainufer in Frankfurt zutrug. Bevor ich diese ausführe, sei erwähnt, dass sich meine Familie damals in einer sehr herausfordernden Lebenssituation befand. Meine geliebte Frau war ernsthaft erkrankt und wurde seit Wochen in regelmäßigen Abständen zu ambulanten Behandlungen in die Uniklinik einbestellt. Meine wirtschaftliche Perspektive als selbständiger Wissenschaftsredakteur und Journalist reichte seinerzeit bei Weitem nicht aus, anfallende Lebenshaltungskosten auszugleichen. So waren wir notgedrungen gezwungen, unsere Ersparnisse und Reserven anzubrechen. Nicht zuletzt auch der Tatsache geschuldet, dass wir die Behandlungskosten der Uniklinik aus privaten Mitteln tragen mussten, da unsere Krankenversicherung die anfallenden Arztkosten nicht erstattete.

Während meine Frau wieder einmal ambulant im Uniklinikum behandelt wurde, ging ich am nahegelegenen Mainufer spazieren. Die Morgensonne strahlte und trotz

Winterzeit versprühten ihre wärmenden Strahlen einen Hauch von Frühling. Ich bin an diesem Tag dem Flusslauf entgegen sehr weit in Richtung Frankfurter Innenstadt gelaufen, habe die Schönheit der Umgebung in digitalen Bildern festgehalten und kam auf diesem Weg auch an einer Parkbank vorbei, auf der ein Mensch lag, regungslos und ganz in eine Decke eingehüllt. Es handelte sich augenscheinlich um eine obdachlose Person, die hier ihren Schlafplatz für die vergangene Nacht eingerichtet hatte. Sie oder er schlief immer noch, obwohl die Sonne bereits sehr hoch stand. Als ich mit einem Gefühl der Betroffenheit an diesem Nachtlager vorbeiging, meldete sich meine innere Stimme so klar und deutlich, dass ich sie nicht hätte ignorieren können. „Gib diesem Menschen Deinen Geldschein, den Du bei Dir trägst.“ Da zu dieser Zeit meine EC-Karte das Bargeld in meinem Portemonnaie schon weitestgehend ersetzt hatte, war das Mitführen eines Geldscheins ein seltenes Vergnügen. Im Hinblick auf die zu Beginn beschriebene wirtschaftliche Notlage eröffnete sich zudem ein Feuerwerk an Argumenten meines sicherheitsdenkenden Egos, dieser Aufforderung unter keinen Umständen nachkommen zu müssen. Der Blick ins Portemonnaie fiel auf den einzigen 20-Euro-Geldschein darin. Meine angstgesteuerten Gedanken versuchten mich weiterhin unablässig zu überzeugen, ungeachtet der Dinge einfach weiterzugehen. Aber ich schlich um diese Parkbank, wie die berühmte Katze um den heißen Brei. Ich war hin- und hergerissen, was ich denn am besten tun oder lassen solle. Aber die sanfte innere Stimme ließ nicht locker und so steuerte ich letztendlich wagemutig und mit klopfendem Herzen direkt auf diese Parkbank zu. Dort angekommen, habe ich mich der verhüllten Person zugewandt und mit schüchterner Stimme ihrem Besitzer ein „Hallo“ zugeflüstert. Keine Reaktion. …

Autoren:
Martin Friedrich & Herbert Kramer

Bezug:
www.engelsdorfer-verlag.de
Taschenbuch, 147 Seiten

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